Mittwoch 17.06.2015 beginn 20:00
POLYMORPHISM X MORPHINE
Berghain
- JetztHieroglyphic Being
- JetztRabih Beaini and Daniele De Santis
- JetztCharles Cohen
- JetztPierre Bastien
- JetztSenyawa
Mit Charles Cohens Brother I Prove You Wrong und Senyawas brilliantem Album Menjadi hat Rabih Beainis Label Morphine in diesem Jahr bereits beachtliches vorgelegt. Und auch auf das für später im Jahr angekündigte Album von Pierre Bastien darf man sich freuen. Seit dem ersten Release des Labels im Jahr 2005 gelingen Morphine unerwartete Verbindungen zwischen Leftfield House und Techno, Avantgarde-Elektronik und freiem Experiment. Die sorgfältige Release-Politik des Labels ist komplementär zu dem weit geöffneten musikalischen Feld, das Morphine bearbeitet: hier gibt es kein unnötiges Rauschen, jedes Release ist ein Essential. Mit Morphine ist Rabih Beaini, der auch als Gastkurator zum kommenden CTM Festival 2016 beitragen wird, im besten Sinne ein Auteur-Label gelungen, das den perfekten Resonanzraum für seine eigene musikalische Suche und die der beteiligten Künstler liefert. Mit einer außergewöhnlichen Konzertnacht im Rahmen der Polymorphism-Reihe von Berghain und CTM Festival feiert das Morphine seinen zehnten Geburtstag.
Von Rabih Beaini konzipiert und in Kooperation Manuela Bennetton produziert bringt Polymorphism x Morphine die Schlüsselkünstler des Labels zusammen, um den weiten Raum zwischen analoger Soundsynthese, Improvisation, mechanischen Musikautomaten, Techno, Noise-Punk, Metal, post-geographischen Musikhybriden und einem universellen Mystizismus zu erkunden.
Der Abend beginnt mit einer erstmaligen, durch CTMs Initiative Berlin Current unterstützten Zusammenarbeit zwischen RABIH BEAINI und dem in Berlin lebenden Perkussionisten und Elektronikmusiker DANIELE DE SANTIS, die ihr gemeinsames Interesse für die rohe Materilität analoger Synthesizer als Grundlage nimmt. Der im Libanon geborene Rabih Beaini sucht den freien Dialog zwischen strukturellen Ansätzen aus minimalistischem Techno, freier Improvisation, östlichen Folktraditionen, Jazz, Krautrock und Avantgarde und hat sich seine ganz eigene klangliche Geographie erschlossen. De Santis unterlegt in Live-Improvisationen unter dem Projektnamen GRÜN mikroskopische Klangwelten aus Field Recordings und analoger Elektronik mit Sub-Bass-Feldern, um die Farbe Grün als Bestanteil des Lichtspektrums sowie als archetypisches Symbol für Vorstellungen des Natürlichen zu erkunden.
Mit seinen anachronistischen Musikmaschinen öffnet der französische Multi-Instrumentalist PIERRE BASTIEN ein Spannungsfeld zwischen Nostalgie und Gegenwartsbezug. Sein über Jahrzehnte verfeinertes mechanisches Orchester Mecanium ist eine Assemblage aus Motoren und Mecano-Bauteilen, die traditionelle Klangerzeuger anschlagen, um ihnen feine, charmante bis hypnotische Klangsequenzen zu entlocken. Während Bastien seine Maschinen auf der Bühne mit ruhiger Konzentration dirigiert, begleitet er sie mit Kornett, Violine oder Daxophon.
CHARLES COHEN erkundet seit 40 Jahren die Möglichkeiten der Live-Performance mit analogen Synthesizern. Mit den intimen Kenntnissen seines Instruments, dem seltenen Buchla Music Easel, verbindet er die Spontaneität, die Energie und den Rhythmus des Free Jazz mit den vielfältigen klanglichen Möglichkeiten von moderner Elektronik. Mit wenigen Veröffentlichungen in den frühen 1980er Jahren und seiner Konzentration auf die Live-Improvisation blieb Cohens Kunst einem breiteren Publikum außerhalb Musikerkreise lange weitgehend unbekannt. Erst seit 2013, als Rabih Beaini mit einer 3-CD/LP-Box auf Morphine die erste umfangreiche Dokumentation von Cohens musikalischem Werk vorlegte, erfährt Cohen die Aufmerksamkeit, die seine außergewöhnliche Musik und Persönlichkeit verdienen.
Mit seinem Label Mathematics operiert Jamal Moss aka HIEROGLYPHIC BEING aka IAMTAHTIAM seit den frühen 1990ern in der House- und Techno-Szene Chicagos. Seine experimentierfreudigen Produktionen umschiffen dabei konsequent den Mainstream. Mit simplen Setups und oftmals unter Verwendung unsynchronisierter Drummachines bewegt sich Hieroglyphic Being auf seiner ganz eigenen spirituellen Flugbahn jenseits der Konventionen, die Afro-Futurismus, Detroit Techno, Chicago House, Industrial, EBM, kosmischer Jazz, Funk und Noise auf geschichtsbewusste und doch freie Weise verbindet.
Zum Abschluss der Nacht kommen SENYAWA aus Yogyakarta zurück nach Berlin. Im Januar lieferten sie beim CTM Festival mit einem beindruckend intensiven Konzert das Highlight der diesjährigen Ausgabe. Das Duo aus Rully Shabara (Stimme) und Wukir Suryadi (selbstgebaute Instrumente) re-imaginiert rituelle Musiktraditionen Javas durch das Prisma experimenteller Musikpraktiken und den verzerrten Sound des musikalischen Undergrounds. Ihr frenetischer zeitgenössisch-primitiver Sound überschreitet die Begrenzungen aller drei Traditionen und findet dabei zu einer neuen Form hypnotisch-ekstatischer Körperlichkeit.
Einlass: 20 Uhr | Beginn: 21 Uhr | Eintritt ab 18 Jahren! | Resttickets an der Abendkasse 19€
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Eine Veranstaltung von Berghain und CTM Festival
Mit freundlicher Unterstützung der Musicboard Berlin GmbH
Foto Charles Cohen: © Paul Lecat | Foto Senyawa: © Anthony Tran