Mittwoch 19.09.2018 beginn 19:00

SOPHIE HUNGER | DEWEY

Kantine am Berghain

  • Dewey
  • Sophie Hunger
Wobei Hunger ihr Leben seit ihrem letzten Album Supermoon von 2015 ziemlich auf den Kopf gestellt hat. Sie zog nach Berlin, wo sie analoge Synthesizer und die elektronische Musik entdeckte. Sie tauschte klassische Instrumente gegen Drum-Computer und Software und entschloss sich, ein komplett englischsprachiges Album aufzunehmen statt wie bisher Englisch, Französisch, Deutsch und Schweizerdeutsch zu mischen. „Ich wusste immer, dass das nicht ganz koscher ist“, sagt sie. „Ich stellte mir ja gerne vor, mich damit heldenhaft der Tyrannei der anglophonen Popkultur entgegenzustellen; andererseits wusste ich aber auch, dass ich mich insgeheim hinter diesem seltsamen Sprachenmix elegant versteckte.“ Unter Fans, Kritikern und bewundernden Mitmusikern galt sie deshalb bislang als das am besten gehütete Musikgeheimnis der Schweiz. Dank Molecules werden sie Hunger nun mit dem Rest der Welt teilen müssen. Ihre Umtriebigkeit wurde Hunger schon in die Wiege gelegt. Die geborene Bernerin wuchs in Zürich, Bonn und London auf und nahm dabei die Liebe zum Jazz mit, die ihre Eltern ihr vermittelt hatten. Sie verliebte sich in Punk, Hip Hop und Folk, wurde Sängerin beim Elektronikkollektiv Superterz und der Indierockband Fisher und veröffentlichte 2006 ihr Debütalbum Sketches On Sea. Mit dem Nachfolger Monday's Ghost kletterte sie 2008 nicht nur an die Spitze der Schweizer Charts, sondern spielte sich auch in unzählige europäische Herzen. 2010 trat sie als erste und einzige Schweizerin überhaupt beim Glastonbury Festival in England auf. Es folgten 1983 (2010), The Danger Of Light (2012) und Supermoon (2015), das in Deutschland auf Platz 6 der Album-Charts landete. Hunger ist eine Meisterin, wenn es darum geht, sich das Unerwartete zueigen zu machen und dabei immer sie selbst zu bleiben. Eine düsterschöne Ballade mit einem Fußballer einsingen, mit Max Herre beim Bundesvision Song Contest auftreten, mit einem Stück über David Bowie in der Philharmonie de Paris, eigensinnige Kolumnen für Den Spiegel und Die Zeit schreiben und nach dem fünften Album ganz nebenbei eine Karriere als Soundtrack-Komponistin starten – Sophie Hunger schafft das. „Durch den Erfolg von Zucchini habe ich einen Fuß in die Tür der Filmmusik bekommen“, sagt sie und meint damit den französischen Animationsfilm Ma Vie de Courgette von 2016, der für einen Oscar und einen Golden Globe nominiert war, während ihre Musik dazu gleich eine ganze Reihe Preise einheimste: Sie gewann den European Animation Award für den besten Soundtrack, den Prix Lumière als beste Nachwuchs-Scorerin und war für den Französischen César nominiert. Seit einigen Jahren arbeitet sie auch an der Musik für Gregory Colbert's "Nomadic Museum" in New York, dessen Premiere mit Spannung erwartet wird. Dieser Hintergrund erklärt, warum Hunger sich auch nach ihrer Station in Berlin nicht neuerfinden musste, um ihre neugefundene Liebe zur elektronischen Musik in ihren eigenen Kosmos aufzunehmen. Molecules ersetzt den jazzigen Folk, der sie in eine Reihe mit anderen widerspenstigen Poetinnen wie Laura Marling und Feist stellte, durch eine Mischung aus Synthies, Beats und reduzierten Berghain-Nachklängen, die sie selbst „minimal electronic folk“ nennt. Der Kontrast aus vorsichtiger Zärtlichkeit und einsamer Düsterkeit, der ihre Musik schon immer ausgemacht hat, bleibt aber auch im neuen Gewand unverkennbar, genau wie die kleinen Merkwürdigkeiten, die sich darin festsetzen. Und obwohl Molecules Hungers persönlichstes Album geworden ist, spricht sie immer noch genauso ungern über die Dinge, die ihre Songs am besten sagen. Einlass: 19 Uhr | Beginn: 20 Uhr | Ausverkauft! RSVP via Facebook Eine Veranstaltung von Trinity Music Foto: Marikel Lahana