CTM FESTIVAL | XENO I

PEDER MANNERFELT, bekannt als eine Hälfte des schwedischen Duos Roll the Dice, stellt an diesem Abend sein Soloprojekt vor, mit dem er sich auf abstraktes und experimentelles Terrain hinaus wagt. Zuvor begibt sich ELISABETH SCHIMANA mit der Höllenmaschine in die Tiefen eines monströsen und zugleich historischen Instruments: Der vom jungen Robert Moog nach Ideen des österreichischen Komponisten Max Brandt entworfene Max Brand Synthesizer, ist so etwas wie der Prototyp des berühmten Moog-Synthesizers. Die Arbeiten dazu begannen bereits 1957, doch es brauchte mehr als zehn Jahre, um eben jene Höllenmaschine zu vollenden. Die Komposition von Elisabeth Schimana reizt das Potenzial des enormen, nur von zwei Menschen unter großer Anstrengung zu bedienenden Instruments aus. Einmal von ihr in die fremde elektronische Klangwelt gelockt, wird der Hörer von Schimana mit einer Welle subharmonischer Frequenzen überzogen, die in Disharmonie und Lärme zerbirst. Eine gewaltige, kaum zähmbare Energie wird freigelegt, die aus dem Inneren der Maschine, ihren mächtigen Schaltkreisen stammt. Kaum jemand beherrscht die Macht der Klänge wie Kevin Martin alias THE BUG. Seit mehr als zwei Jahrzehnten setzt er die Hörer schizophrenen Reizen aus, in denen sich verführerische Schönheit mit einem radikalem Frequenzextremismus verbindet – sei es in den monströsen Jazz-Malströmen von God, in den bleischweren, bedrohlichen Beats von Techno Animal und Ice, den finsteren Fieberträumen von King Midas Sound oder in dem furchterregenden Dancehall von The Bug. Unter letzterem Alias hat Martin mit Angels & Devils 2014 eines der meist gefeierten Alben des Jahres veröffentlicht. Sein an diesem Abend präsentiertes Stück Sirens geht in eine neue Richtung. Über eine Kombination aus Martins eigenem Soundsystem und der Funktion-One-Anlage schickt The Bug Wellen von Drones, Sirenen und Nebelhörnern in den Raum, die zu einer immersiven Erfahrung kulminieren, in der die Betäubungen des Alltags aus Kopf und Körper gespült werden sollen. Ein häufiger Kollaboratuer von Kevin Martin ist Justin Broadrick, der in dieser Nacht als JK FLESH auftritt. Seitdem Broadrick im Alter von 16 Jahren erstmals als Gitarrist der UK Grindcore-Pioniere Napalm Death in Erscheinung trat, genießt der Sänger, Musiker, Songwriter, Produzent und Visionär größten Respekt für seine Produktionen mit Godflesh, Techno Animal, Final oder Jesu. In all diesen Projekten hat Broadrick den Metal aus der zwanghaften Enge des Purismus herausgeführt und mit Elementen von HipHop, Jazz, Dub, Drum'n'Bass, Power Electronics, und Drone verschmolzen. Als JK Flesh richtet Broadrick den von Godflesh bekannten Sound neu aus, indem er Feedback, Gitarren-Riffs, verzerrte Vocals und kalte Beats mit Elementen aus aktuellem Techno und UK Bassmusik vermählt. Dabei gewinnen die für Godflesh typischen Momente beunruhigender Trostlosigkeit und zersetzender Wut nochmals an Intensität. Einlass: 21 Uhr | Beginn: 22 Uhr | Eintritt ab 18 Jahren! | Resttickets an der Abendkasse 24€ RSVP via Resident Advisor RSVP via Facebook RSVP via Songkick Mit herausfordernden Konzerten und Performances erforscht das CTM Festival seit nunmehr 16 Jahren die Möglichkeiten und Grenzen von Musik. Dabei eröffnet das Programm nicht nur ungewöhnliche Erfahrungsräume, sondern befragt die zeitgenössische Musik auf ihr kritisches Potenzial im Hinblick auf kulturelle und gesellschaftliche Diskurse. Unter dem Titel Un Tune – Exploring Sonic Affect befasst sich das CTM Festival 2015 mit der leiblichen Erfahrung von Frequenzen, Klang und Musik. Im Mittelpunkt des Interesses stehen Phänomene wie Bioakustik, ASMR, Flicker, Brainwave Entrainment, Binaural Beats, Biofeedback, Psychoakustik, Neo-Psychedelik, hypnotische Repetition, Sound Repellents, Noise und Subbass-Vibrationen. Das Festival betont damit mehr denn je die abenteuerliche und forschende Seite von Klang und Musik.